Die Zukunft der Arbeit neu denken: Am 8. April 2025 fand das Forum für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen (SIGU) im bcc in Berlin statt. Eingeladen hatten das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Unter der Überschrift: “Geschichten des Erlebens und Gelingens” präsentierten dort u.a. 15 inspirierende Praxisbeispiele von Sozialinnovator:innen und Gemeinwohlorientierten Unternehmen ihre Ideen und Projekte für eine nachhaltige und gemeinsame Zukunft. Mit dabei im Themenraum: “Zivilgesellschaft & Wohlfahrt”: Die AWO Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss e.V., Träger des rückenwind³-Projekts ZELL+KULTUR.
#radikal anders
rückenwind³-Projektmitarbeiterin Josephine Gauselmann berichtete eindrucksvoll, wie konsequente Selbstorganisation in der Sozialwirtschaft gelingen kann: von einer klassisch hierarchischen Organisation hin zu einem dezentral geführten Unternehmen nach den Prinzipien des Beta-Kodex.
Auslöser war die klare Erkenntnis: In einer komplexen und dynamischen Welt stoßen traditionelle Leitungssysteme an ihre Grenzen. Überforderung, wachsende Krankheitszahlen und wirtschaftliche Instabilität machten ein radikales Umdenken notwendig. Die Antwort der Organisation lautete #radikalanders.
Zellkultur im Aufbruch
Heute treffen autonome Zellen Entscheidungen dort, wo sie anfallen – getragen von Transparenz, echtem Zutrauen und gelebter Partizipation. Statt zentraler Steuerung gestalten die Teams ihre Arbeit eigenständig und nah an den Bedürfnissen der Menschen. Selbstbestimmung und Autonomie treten an die Stelle von Weisung und Kontrolle, Prinzipien lösen starre Regeln ab, es herrscht Transparenz statt Wissenshierarchie und unnötiger Bürokratie. Dieses Organisationsverständnis trägt einem veränderten Menschenbild Rechnung: Wer bei der AWO Mönchengladbach tätig ist, wird nicht als zu verwaltende Ressourcen betrachtet, sondern als Träger von Wissen, Fähigkeiten und Potenzialen.
Mit Mut zur Veränderung
Die Wirkung ist messbar: Entscheidungen sind schneller, wirksamer und näher an den Bedürfnissen. Die Krankheitsquote liegt deutlich unter dem Branchenschnitt – im Schnitt zehn Tage weniger pro Person. Das ist kein Zufall, sondern Folge eines konsequent dezentralen Systems.
Der Vortrag auf dem SIGU Forum machte Mut: Zukunftsfähigkeit entsteht nicht durch mehr Kontrolle, sondern durch die Bereitschaft, Führung neu zu denken, Macht abzugeben, alte Muster hinter sich zu lassen. Organisationen müssen so gestalten werden, wie die Welt wirklich ist – dynamisch, dezentral und menschlich.
Das ESF Plus-Programm “rückenwind³ für Vielfalt, Wandel und Zukunftsfähigkeit” unterstützt aktuell rund 150 Fördervorhaben, die Veränderungsprozesse in unterschiedlichen Handlungsfeldern in ihren Unternehmen umsetzen. Unter www.bagfw-esf.de berichten wir regelmäßig über ihre Erfahrungen.